Deutschland-Cup 2013 in Wernigerode

Zwillingsschach

 

Felicitas & Patricia MaarWie wir schon sagten, Frauen und Mädchen im (deutschen) Schach sind rar. Woran das liegt, könnten vielleicht einmal einige vom DSB für relativ wenig Geld bezahlte Soziologie-Studenten untersuchen. Insgesamt also ist diese Frage eine, die wir hier nicht beantworten können.

Aber wenn Du im Turniersaal so vor Dich hinguckst, so quer zwischen Uhr, König und Kaffeetasse in ferne, bisher unbekannte Welten, dann siehst Du vielleicht eine blonde, noch sehr junge Schachspielerin. Die steht da einfach, nett, freundlich und in wenigen Jahren vielleicht unglaublich spielstark.

Und wenn Du dann hinter Dir ein Geräusch hörst, Dich deshalb umdrehst ... dann siehst Du auf der Seite vielleicht eine blonde, noch sehr junge Schachspielerin. Die steht da einfach, nett, ... Das ist der Moment, in dem Du lieber noch einen Kaffee nimmst. Oder in dem Du auf der einen Seite Felicitas Maar vom SC Fuldatal und auf der anderen Seite ihrer Zwillingsschwester Patricia Maar aus dem selben Verein freundlich zulächelst.

Die beiden Mädchen spielen in der Wertungsgruppe "unter tausend" und schlagen sich dort mit bisher 3,0 Punkten sehr gut. Die FIDE hat im wahrsten Sinne des Wortes auch schon von den Kindern Notiz genommen und meldet auf der "FIDE ID-Card" das Geburtsjahr 2001 - überraschenderweise bei beiden Zwillingen. Felicitas hat im D-Cup (noch?) eine hauchfein bessere Buchholzzahl; das sind eben die Zufälle, die das System so mit sich bringt. In ihrem Verein werden sie so wie alle anderen "Kiddies" vom C-Jugend-Trainer des DSB, Kayvan Rafiee, angeleitet.

Wenn man einen kurzen Blick auf die Homepage dieses Vereins wirft, sieht man verblüfft: Die vielen Kinder passen ja schon fast gar nicht mehr in die Räume hinein! Ich finde so etwas einfach toll - und unbedingt nachahmenswert. Vermutlich hat der DSB mit einem seiner Programme ja auch schon davon Notiz genommen.

Dort steht auch, dass ein gewisser Samuel Maar zumindest das Quali-Turnier zum diesjährigen "Herkules-Cup" gewann - kombiniere, Watson: Es wird sich wohl weder um Vater noch Onkel der Zwillinge handeln, sondern um einen Bruder; die Kinder sind beim Schach also schon zu dritt in der Familie.

Auf der selben Seite findet sich eine weitere interessante Notiz: "In Landsberg bei Halle/Saale konnte sich Samuel Maar (Jahrgang 1999, Schachclub Fuldatal) in der Gruppe F [der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM] nach 5 Runden riesig über den 3. Platz freuen ...". Nun wissen wir es einmal mehr: Der Appel fällt nicht weit vom Pflaumenbaum! - Dieser Artikel über den D-Cup wurde ein wenig später fertig als geplant, weil ich mich auf der schönen Fuldaer Jugendseite einfach festgelesen habe - klasse gemacht!

Felicitas jedenfalls hat in der Hessenmeisterschaft U12 in diesem Jahr schon beachtliche vier aus neun erspielt und im "Gütersloher Sparkassencup" satte 50% geholt. Gut, die Gegnerschaft reichte noch nicht ganz an die Bundesliga heran, aber das kommt ja (vielleicht) noch.

Patricia war in jüngster Zeit sogar noch erfolgreicher als ihre Schwester, vorwiegend deshalb, weil sie im (relativ) gut besetzten C-Turnier der "Velmarer Schachtage 2013" schöne 50% in die schachliche Haushalts"kasse" einfuhr. Natürlich weiß niemand, was die Zukunft bringen wird und ob eins der Mädchen (oder gar beide) mit dem Schach weitermachen möchten oder in ein, zwei Jahren zum Beispiel Posaune-Spielen oder das Konstruieren von Rasenmähern so umwerfend toll finden, dass sie eben das lieber machen. Wir finden es einstweilen toll, dass sie in der Schachfamilie mitwirken und freuen uns, sie in Wernigerode zu sehen.