Deutschland-Cup 2016 in Wernigerode

164 Teilnehmer beim D-Cup 2016 am Brocken

 

Deutschland-Cup 2016: 163 Teilnehmer spielen in WernigerodeWernigerode ist der Standort des Deutschland-Cups, vulgo: D-Cup. Warum eigentlich? Erstmal ist der Harz ist in Deutschland klar zentraler gelegen als Chanty-Mansijsk (klingt so nach "dat Schantalle", oder?) in der Mitte von gar nichts. Zweitens ist es der Beweis, dass man auch abseits von Schantalle Schach spielen kann. Drittens ist der Deutschland-Cup durch sein Datum und durch seinen Standort immer als Symbol des vereinigten Deutschlands gemeint gewesen. Wie sehr der Brocken mit all seinem Militär-Krimskrams (klar, Sperrzone) jahrzehntelang eben gerade die Teilung und dann die Einheit symbolisierte, fing "Der Spiegel" 1988 in einem brillanten Artikel ein.

Nachdem sich natürlich auch die beiden Schach-Organisationen östlich und westlich des Harzes vereinigt hatten, war der Weg frei und zwar der zur Schacholympiade Dresden vom 12. bis 25. November 2008. Eher ging's nicht. Und danach war ja schon Weihnachten. Und vielleicht war es dort unter dem entspannenden Christbaum, wo sich die Idee verfestigte, dieses riesige olympische Rahmenturnier weiterzuführen und so kam es ... Der Deutschland-Cup war geboren, ein ganz schöner Brocken. Schon 2010 startete die erste Runde dieses wahrlich einzigartigen Turniers!

Diesmal hatten sich 164 Spielerinnen und Spieler angemeldet - und 163 waren dann auch tatsächlich da. Was klingt wie "läuft ja wie ein Uhrwerk" erwies sich in der Realität der Autobahn-Baustellen als weitaus holperiger. Viele saßen im Stau, zwar fast in Sichtweite der Wernigeröder Sehenswürdigkeiten, aber eben nur fast ... Aber Schachspieler halten öfters mal dem Druck stand, myriaden Züge in nullkommanix Sekunden spielen zu müssen; das sind einfach Männer und Frauen mit stahlharten Nerven. Und so kamen wir denn auch am glücklichen Ende alle zusammen.

Der D-Cup vereint wie kein anderer Wettbewerb in zwölf Wertungsgruppen sportliche Herausforderungen bis maximal DWZ 2199 mit einem in jedem Jahr neuen, bezaubernden Rahmenprogramm als schachliche Harzrundreise. Moment, denken wir nach: Gab es nicht um 1824 herum schon einmal eine Harzreise eines gewissen Heinrich Heine? Richtig! Der dichtende Düsseldorfer kam aber nicht so wie die Schachspieler in den Genuss von Brauerei-Besichtigung, Stadtführung und Oldtimer-Bus! Die Harzregion weist nämlich mehr als 60 Pfalzen, Klöster und Burganlagen auf und war damit ein wichtiger politischer und ökonomischer Fixpunkt des hochmittelalterlichen „Deutschen Reiches“ - hier gibt es für uns reichlich zu entdecken und zu bestaunen! Wem Kirchen, Kronen und Klöster nicht so liegen, der genießt die Natur mit Bergen, Wanderwegen, Hopfen und Malz.

Der erste Sieger überhaupt, nämlich 2010, war Dr. Gerhard Köhler, der die Spitzengruppe mit ZWEI Punkten Vorsprung dominierte. Nochmal: Der hat nicht zwei Punkte erzielt, sondern er hatte zwei mehr übereinander gestapelt als jeder andere Spieler! In jenem Jahr der Brocken-Erstürmung spielten insgesamt 87 Strategen im HKK-Hotel – nun ja, jeder Hefekuchen war einmal klein, bevor er aufging.