Deutschland-Cup 2016 in Wernigerode

Pokale nach der letzten Runde

 

Der neue PokalSchönschön. Wie sah es denn nun in unserem brockenharten Schachtreffen aus, ist Ruben Gideon Köllner Schritt für Schritt auf dem engen Pfad zur Weltmeisterschaft? Der welthoffnungstragende Blonde mit dem flotten Schuh zeigte zunächst mal, dass es sich für ihn lediglich um ein Training handelte. Zwei aus fünf war weniger als früher Botwinnik aus seinen Trainingsturnieren holte. Aber der musste dabei ja auch nicht gegen seinen Vater spielen!

Christof gegen Ruben Gideon Köllner endete in Runde 3 remis. Als Sohn mag man sich denken: Wenn ich jetzt mit Schwarz gewinne, wie komme ich dann nach Hause...? Dann also lieber remis. Aber in Runde 4 schepperte es gegen Jürgen Juhnke und in der 5 gegen Micha Bahmann dann tatsächlich ins Kontor - zwei Nullen nacheinander. Aber bekanntlich lernt man aus Verlustpartien am meisten, insofern war alles im Lot.

Und dieser Micha Bahmann ist denn auch die Überraschung des Turniers. Im Blitzturnier räumte er ab. Gut, das kommt vor. Blitz ist ja gar kein richtiges Schach, oder? Aber in der Schlussrunde hatte er mit bis dato 3,5 Pkt. eben doch auch noch die reale Chance, das Turnier zu gewinnen, auch wenn dafür ein Schwarz-Sieg gegen den Favoriten Jürgen Juhnke her musste. Der Gigant aus List / Hannover hatte nach fünf Partien seinen Setzplatz Nr.1 mit 4,5 Pkt. vollauf gerechtfertigt. Wer also ist Micha Bahmann? Sein Club ist der SK Schwäbisch Hall. So sehr viele gewertete Partien spielte der 1973 Geborene nicht, die aber umso erfolgreicher, wie es schon Elo 2021 und DWZ 2023 signalisieren.

Zuletzt standen für ihn sechs aus sieben in der Württembergischen Verbandsliga Nord in den Büchern! Das mit dem Schwarz-Sieg wurde also langsam realistischer.... In seinem Club reicht es für unseren Strategen noch nicht ganz für die Erste Mannschaft, die spielt nämlich in Regionen, in denen man auch gerne mal eine Zwosieben vor dem oft mit GM beginnenden Namen hat (oder arbeiten die alle für General Motors??). Aber schon in der Zweiten kämpft er an Brett 3.

Für den Sieger - nicht der ersten Gruppe - gibt es immer einen Pokal. Den uns gewohnten Hersteller gibt es nicht mehr, offenbar hatten wir doch nicht genügend abgenommen? Aber ein solcher Wechsel bringt ja immer auch etwas Neues, vielleicht sogar noch Schöneres hervor! Der neue Siegerpokal zeichnet sich durch schlichte Eleganz aus: weißes Porzellan mit dem zarten Relief des Wernigeröder Schlosses sowie einer mit echtem Blattgold vergoldeten Krone.

Es ist ein besonderer Pokal, der speziell für dieses Turnier vom bekannten Porzellan-Modellierer Olaf Stoll entworfen wurde. Die zahlenmäßig begrenzte Auflage ist im Handel nicht erhältlich. Also schön vorsichtig damit, Ersatz ist kaum zu beschaffen! Geradezu in die Verzweiflung treibend war der Versuch, das Gesagte zu bebildern, denn ein Foto ist schwierig zu erstellen, auf dem das weiße Relief auf dem weißen Hintergrund genug Schatten wirft, um auch für den Leser sichtbar zu werden. Aber die von Glücksgefühlen überwältigten Sieger zeigen mit ihren Gesichtern doch eigentlich schon genug, oder?

Deutschland-Cup 2016: SiegerEs war 14:38 Uhr, als Pairing-Officer Frank "Wanderstiefel" Jäger (der als Erster die Endstände kennt) dem Texter die Tabellen übergab und mitteilte: "In Gruppe 10 muss um den Pokal gewürfelt werden." Waaaaas??? Was haben denn die da gemacht? Wir dachten, es ginge um Schach, um Berge, um Hexen, aber wieso ... Würfelzucker? Aber der Reihe nach. Beginnen wir mit der vollen Zwölf:

Gruppe 12: Hier trat die sehr nette Familie von Rechenberg nahezu in Kompaniestärke an, was uns sehr freute. Den Pokal für den ersten Platz aber entführte Lobosch Hintze vom Hildesheimer SV, der 4,5 Punkte erzielte. Die selbe Punktzahl, aber eine nicht ganz so gute Feinwertung schafften Lothar Höfert, WERNIGERODE und Antonius Olligs aus dem Club mit dem lustigsten Namen: "Schach macht fit" aus Dresden. Johann wurde der Beste derer von Rechenberg.

Gruppe 11: Mit sehr, sehr guten 5,0 Punkten schloss Rainer Knöchel aus Wittstock (liegt in Brandenburg im Kreis Ostprignitz-Ruppin, aber das war Dir ja klar ...) auf dem ersten Rang ab, gefolgt von Johann Pietsch, Halle, und dem besten Wernigeröder, nämlich Hannes Unverzagt, der mit guten 4,0 Pkt. Dritter wurde.

Gruppe 10: Axel Walter, Bad Schmiedeberg (Kreis Wittenberg, da war mal was mit einigen Thesen an der Kirchentür) gelang mit famosen 4,5 Pkt. der erste Platz! Ebenso famos spielte die diesmal etwas Bessere der freundlichen Maar-Zwillinge, nämlich Felicitas Maar (Fuldatal). Da beide nicht nur die gleiche Punktzahl, sondern auch eine völlig identische Feinwertung hatten, musste um den Siegerpokal gewürfelt werden. Das Würfelduell entschied Felicitas für sich. Ihre Schwester Patricia machte einen Punkt weniger und wurde Siebte.

Gruppe 9: Es deutete sich früh an, dass er das Rennen machen würde und so kam es dann auch: Lothar Bindernagel aus Briesen (im Spreewald - gab's da früher neben Gurken nicht auch Räuber?) erspielte 5,0 Punkte aus nur sechs Partien, also 83,3% - super! Joachim Ruhs und Louis Kannengießer hätten fast mit ihm Schritt gehalten und wurden Zweiter bzw. Dritter.

Gruppe 8: Heute war Welt-Tierschutz-Tag. Damit war klar: Springer schlagen ging schon mal gar nicht. Erschwerte Bedingungen ... Machte ihm aber nichts aus: Peter Wessollek, Lok Gymnasium Pritzwalk, war nicht zu stoppen! 5,5 Pkt. aus 6 Runden sind 91,7% und mit dem besten Ergrebnis des gesamten Turniers natürlich der strahlende erste Platz! Erwin Ast, Dieter Sorge und Werner Schießl folgten, man kann es nicht anders sagen, mit beachtlichem Abstand und je 4,0 Pkt. auf den Rängen zwei, drei und vier.

Gruppe 7: Hier siegte unser alter Freund Frank Erdmann siegte und zwar vor Lars Jungklaus, Halle, und Jens-Peter Wulff, Grevesmühlen. Die Hamburgerin Sabine Schoknecht kam mit 3,5 Pkt. auf Rang 6.

Gruppe 6: Ulrich Huhn, Siemensstadt, zog mit 4,5 Pkt. allen davon und war auch von Volker Knolmayer, Bettringen, von Detlef Krüger, Fredersdorf / Vogelsdorf, von Hans-J. Möllmann, Trettin, und von Roger Piotrowski, Telestern, die je 4,0 Zähler erschacherten, nicht zu stoppen! Felicitas O. Köllner, Bergneustadt, spielte ein gutes Turnier und wurde mit 2,5 Pkt. Vierzehnte dieser Gruppe. Weil die Gruppe höher ist als die Sieben, kann man nun lange debattieren, ob ihre Leistung besser als die von Sabine Schoknecht in jener Gruppe war, wer also "beste Dame des Turniers" war. Wir entscheiden uns ganz klar: Für beide.

Gruppe 5: Fünf Punkte in der Fünf! Das gelang Dr. Hans-Dieter Maetzing und dafür durfte der Berliner dann auch den porzellanenen Siegerpokal vorsichtig mit nach Hause nehmen. Mit je 4,0 Pkt. hielten die Zweiten und Dritten, Thomas Bertram aus Bad Lausick und Dieter Stummeyer aus Garbsen respektvollen Abstand.

Gruppe 4: Die sich schon bei den Kickern des SV Werder Bremen andeutende Erfolgsphase wurde nun auch von Dr. Irmin Meyer am Brett fortgesetzt! 4,5 Punkte katapultierten ihn am Ende tabellarisch vor Dr. Werner Freier (Hildesheim) und Frank Willberg (Magdeburg), die mit je 4,0 Pkt. Zweiter und Dritter wurden.

Gruppe 3: Weißt Du, wo Gräfenhainichen liegt? Vielleicht ist es eine Schach-Hochburg. Der Erste dieser Gruppe, nämlich Frank Schönfeld, der "is von da wech". Mit 4,5 Punkten spielte der sonst auf Bezirksebene aktive, 1964 geborene "Alte Dessauer" zwar nicht gerade alles an die Wand, gewann das Turnier aber sicher. Die Stadt Gräfenhainichen liegt nicht in Bayern, wie der Autor zunächst vermutete, sondern je runde 25 km südwestlich von Wittenberg, nordöstlich von Bitterfeld und südöstlich von Dessau. Jetzt kannst Du triangulieren ... Knapp dahinter liefen zwei Clubkameraden (Hand in Hand?) über die Ziellinie, nämlich Josef Schulte und Ralf Schober vom SV Sundern mit je 4,0 Punkten.

Gruppe 1+2: Jürgen Juhnke, Lister Turm, schaffte in der "Gruppe mit der Goldkante" tolle 5,0 Punkte und wurde so mit dem ersten Platz seiner Favoritenrolle vollauf gerecht. Gut so, Kinder brauchen Vorbilder! Prof. Dr. Friedbert Prüfer, Lok Engelsdorf / Leipzig, beendete das Turnier mit 4,0 Pkt. und dem zweiten Platz. Tja, der olympische DOSB verlangt Leistung - hier wird geliefert. Micha Bahmann, Schwäbisch Hall, wurde auch Erster, wenn man die Gruppen 1+2 wieder auseinander sortiert, eben mit 4,0 Punkten in der Gruppe 2. Packte man es wieder zusammen, wäre er Dritter der Gruppe 1+2, gefolgt von Christof Köllner, 2,5 Pkt., wegen dessen etwas dünnerer Wertung vor Ralf Schöngart, Buxtehude.

Herzlichen Glückwunsch an alle Sieger - und das sind nicht nur die mit einem Pokal, sondern an alle, denen die Veranstaltung Spaß gemacht hat. Und deshalb: Der Deutschland-Cup 2017 findet vom 29. September bis 4. Oktober 2017 im HKK Hotel Wernigerode****, Harzer Kultur- & Kongresshotel, Pfarrstr. 41, 38855 Wernigerode statt.