Deutschland-Cup 2017 in Wernigerode

Rochade um den Brocken herum

 

Turniersaal

206 Spielerinnen und Spieler waren für den Deutschland-Cup angemeldet und als man die benötigten Kaffeelöffel abzählte, wurde klar: Alle waren auch tatsächlich angereist! Die chaotische Verkehrslage rund um den Brocken machte es leider nicht ganz einfach, aber dann gelang es doch: 31 Spielerinnen und 175 Spieler kämpfen in sieben Runden zwischen dem 29-Sep bis 4-Okt-2017 um einen wertvollen Pokal, der in jeder der geplanten 12 Leistungsgruppen das "Objekt der Begierde" darstellt. Diese insgesamt 206 Teilnehmer stellen einen einsamen Rekord dieses herrlichen Turniers dar, auf den D-Cup bezogen ist es ein "Sprung ins nächste Jahrhundert", so wie er bekanntlich Bob Beamon mit 8,13 m bei den Olympischen Spielen in Mexico 1968 gelang.

Unter diesen zweihundertsechs Brockenstürmern behauptet Schachfreund Herbert Malchow (SC Langelsheim), Jahrgang 1930, der Älteste zu sein - er sieht aber gar nicht so aus. Wir glauben also zunächst mal gar nichts. Klar ist aber, dass Tatevik Mia Stepanjan, geboren im Oktober 2010, jüngste Spielerin und als Pendant Filip Laux, Januar 2010, jüngster Teilnehmer des Turniers ist.

Gaaanz vorne in der Setzliste des D-Cup steht, nein: thront! Jürgen Juhnke vom HSK Lister Turm mit DWZ 2149 und mit beachtlichem Abstand vor Ingo Thomas, DWZ 2091, Krefelder Turm. Aber: Zahlen können täuschen. Das weiß jede(r) bei näherer Bekanntschaft mit einer Kleidungsgröße ("habe ich doch immer getragen - oder?"), einer Waage oder eben bei Elo und DWZ. Manchmal täuschen sogar Namen, zuletzt nach einer anscheinend nicht allzu ansprechenden Partie zu hören bei "Das war heute nicht Bayern München".

Ganz richtig, mit dem Anpfiff einer Partie gibt es keinen Zauber der Setzlisten und der Elo-Statistiken mehr, sondern nur noch "matt in wenigen Zügen". Und außerdem: Zählt Erfahrung denn gar nichts mehr? Wenn doch, müssten jene Spielerinnen und Spieler ein, zwei Vorteile haben, die recht oft, quasi "schon immer" an unserem Turnier teilnahmen (Spieler! Nicht Schiedsrichter!).

Eröffnet wurde unser intimes Zusammensein im HKK Hotel Wernigerode fulminant, wie sich das für uns gehört: Volker Friedrich, der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Wernigerode, sah sich an magischen Fäden in den Turniersaal gezogen, um die Spieler zu begrüßen. Hoteldirektor Björn Rosenberg pries ebenso gern und erfolgreich die Vorzüge Wernigerodes, natürlich mehr auf sein Haus bezogen, was ja auch sehr praktisch ist. Man möchte ja wissen, wo finde ich dieses und jenes und was kann ich im Hotel außer Schach noch erleben?

Glanzlichter des Schachs setzten in ihrem "Guten Tag" wiederum der Präsident des Schachverbandes Sachsen-Anhalt, Andreas Domaske, der dann zur allgemeinen Verblüffung auch alsbald die Seiten wechselte: Er spielt im Turnier mit! - und der Breitenschachreferent und FIDE-Schiedsrichter Hugo Schulz als Repräsentant des DSB.

Seine Gattin Ingrid Schulz hat erstaunlicherweise keinen offiziellen DSB-Posten inne, den braucht sie aber auch nicht; jeder weiß, dass sie das schier unglaubliche Rahmenprogramm des Turniers organisiert, an allem teilnimmt und sogar noch die tollen Fotos über die Exkursionen, aber auch aus dem Saal anfertigt. Zunächst mal stellte sie das Programm bei der Eröffnung vor. Und dann war da doch noch einer ...? Klar, Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan hielt wie immer die Fäden in der Hand, umzingelt von dem Schiedsrichtern, auf die wir später an passender Stelle - am Brett! - noch zu sprechen kommen können.