Cup der Deutschen Einheit 2023

Von der Brandmauer zur Firewall

 

Zwerg Wernigerode akZahlreiche Spieler hatten sich schon im Vorfeld angemeldet, und nach dem Hinweis auf 18 verschiedene Führungen in 14 Jahren kamen noch einige hinzu. So machten sich am Samstag gegen 15.00 Uhr zwei Gruppen auf, um mit der erfahrenen Stadtführerin Anja Storm und ihrem Kollegen Werner Heyder, der sich im Un-Ruhestand noch zum Stadtführer hatte ausbilden lassen, die Bunte Stadt am Harz zu erkunden.

Anja Storm führte ihre Gruppe Richtung Altstadt, vorbei an der Alten Kapelle ins Heideviertel. Vor der ehemaligen Mühle sitzt dort der Zwergenkönig, der einst in der Mühle gearbeitet haben soll. Weiter ging's vorbei am Wernigerode_Altstadt_1_ak.jpgGymnasium zum Westerntor. In der Kochstraße im ehemaligen Handwerkerviertel findet sich auch das Kleinste Haus. Da früher nur Bürgerrechte bekam, wer ein eigenes Haus in der Stadt bewohnte, machte im 18. Jahrhundert ein findiger Mann dort eine kleine Baulücke ausfindig, um mit einem Trick - er sparte sich die Giebelwände - ein sehr kleines Haus zwischen die Nachbargebäude zu setzen. Auf den kaum 30 m² sollen bis zu 11 Personen gewohnt haben. Vorbei am Schiefen Haus ging's weiter zum malerischen Wernigeröder Rathaus und von da aus in die Breite Straße.

Neben dem bekannten Cafe Wien findet sich ein eher schmuckloses Fachwerkhaus, das einst der Feuerwehr gedient haben soll, bevor es im 19. Jahrhundert von einem Kaufmann zu einem Geschäft umgebaut wurde.

Johanniskirche kDie Wege beider Führungen kreuzten sich zwischen Rathaus und Nicolaiplatz. Gemeinsames Thema war das in Wernigerode reichlich zu bestaunende Fachwerk, wobei sich in der Altstadt Brandmauern zwischen den Häusern befinden, in der Neustadt nicht. Ein findiger IT-ler unter den Schachspielern zog sofort die Parallele zwischen der mittelalterlichen Brandmauer und der digitalen Firewall.

Aber das Wernigeröder Fachwerk hat noch mehr zu bieten, denn den Mustern werden bestimmte Bedeutungen zugeschrieben: Kreuze stehen für Reichtum, Rauten für Fruchtbarkeit. Sogar ein Haus mit süddeutschem Fachwerkmuster ist zu bestaunen, die ehemalige Schmiede in der Breite Straße 95, die ursprünglich von einem schwäbischen „Auswanderer“ erbaut worden war. Auch Merkmale an den Häusern lassen oft auf Entstehungszeit und „Innenleben“ schließen. So weist das Barockhaus in der Pfarrstr 30 größere Fensterabstände als die umliegenden Gebäude, was auf größere Räume schließen lässt.

Leider ist die St. Johanniskirche in der Neustadt nur vormittags offen, so dass Werner Heyder Stadtfuhrung 2 kden wirklich sehenswerten fünfteiligen Wandelaltar nur beschreiben konnte. Der Turm, ein ehemaliger Wehrturm von 1270 und die knapp 200 Jahre jüngere Kirche wußten ebenso zu beeindrucken wie die bald 600 Jahre alte Linde im Kirchhof.

Werner Heyder wußte seiner Gruppe aber auch über andere Zahlen Auskunft zu geben, denn von Wernigerodes 32.000 Einhwohner leben 28.000 direkt in der Stadt. Zwar gibt es 4.000 Arbeitsplätze in der Industrie, aber der Haupterwerbszweig ist mit 7.000 Betten, 100 gastronomischen Betrieben und rund 2 Millionen Tagesbesuchern proKrummelsches Haus ak Jahr eindeutig der Tourismus.

Nach der von einem Bombenabwurf im Februar 1944 stammenden Baulücke in der Breite Straße zwischen den Hausnummern 82 und 84 ging's vorbei am ehemaligen Hotel zum Bären (Breite Str. 78) und dem ehemaligen Neustädter Rathaus (Breite Str. 80). Spannend wurde es am Krummelschen Haus, weil die Schnitzereien am Renaissancebau von 1674 die damals bekannte Welt zeigen. So fehlt zum Beispiel der Kontinent Australien.

Über den Nicolaiplatz führte der Weg zum Marktplatz mit dem bekannten Wohlthäterbrunnen, von wo aus einige Teilnehmer die zwei informativen und kurzweiligen Stunden in den örtlichen Cafés ausklingen ließen.